Der Frankenthaler Kanal

 

 

Der Frankenthaler Kanal

 

Die Charta Palatina des Mannheimer Hofastronoms Christian Mayer, entstanden 1776-1785, eine der ersten kartographischen Darstellungen des Frankenthaler Kanals

 Der Frankenthaler Kanal hatte einen Vorgängerbau, „Rheinfahrt“, „Holländer-Canal“ oder auch „Johann-Casimir-Canal“ genannt. Seine Entstehung hängt unmittelbar mit der Stadtwerdung Frankenthals zusammen, das noch Mitte des 16. Jahrhunderts nur aus wenigen Bauernhäusern um das Augustinerchorherrenstift bestand. Kurfürst Friedrich III. hob das Kloster Groß-Frankenthal 1562 während der Reformierung der Pfalz auf und überlies es 58 niederländischen Familien zur Ansiedlung.Damit begann die eigentliche Geschichte Frankenthals.

Für den wirtschaftlichen Aufstieg Frankenthals war entscheidend, dass neue Techniken der Tuchproduktion und des Kunsthandwerkes von den Siedlern mitgebracht wurden. 1577 wurde Frankenthal von Pfalzgraf Johann Casimir zur Stadt erhoben, und es ist bezeichnend für die wasserbauerfahrenen Niederländer, dass in der Stadtrechtsurkunde die Anlage eines Kanals zum Rhein vorgesehen war.

 Der Bau wurde 1850 begonnen.

Während des 30 jährigen Krieges (1618 – 1648) verfiel der alte Kanal, was die Frankenthaler allerdings am wenigsten berührte,
 da die Stadt inzwischen die stärkste Festung der Kurpfalz war und entsprechend hart umkämpft wurde.

1689 wurde die Stadt im Pfälzische Erbfolgekrieg durch französische Truppen vollständig zerstört und die Einwohner vertrieben. Der Rat der Stadt, der in das hessische Hanau geflüchtet war, konnte erst nach Friedensscluß 1697 zurückkehren. 1737 legte der Ingeneur-Hauptmann Baumgratz erneut der kurpfälzische Regierung Pläne vor den Kanal in gerader Linie mit dem Rhein zu verbinden.

Diese Pläne wurden ab 1772 umgesetzt. Die Bauzeit betrug vier Jahre.

Dieser Kanal war erneut nicht mit einem langen Leben gesegnet. Nachdem 1787 alle Arbeiten abgeschlossen waren, stand die französische Revolution vor der Tür. 1792 drangen die Franzosen erstmals in die Pfalz vor und mit der Erstürmung der Rheinschanze am 17. Januar 1798 kam das linksrheinische Gebiet unwidersprochen unter französische Herrschaft.

In den dazwischenliegenden Kriegsjahren, in denen das Gebiet zwischen Frankenthal und der Rheinschanze hart betroffen war, kümmerte sich niemand um den Kanal, der darum verfiel und verschlammte.
 Im Winter 1793/94 wurden auch noch die Tore der Rheinseitigen Kammerschleuse von französischen Kanonieren zerschossen.

Der zerstörte Damm führte in der Folgezeit mehrfach zu Überschwemmungen, 1796 nach Plänen von Traitteur sogar mit Absicht um die Franzosen am Überwinden der Rheinschanze zu hindern. Sinn macht dies keinen, die Franzosen hatten nur wenig Mühe das überflutete Vorland zu überwinden. Die Bauern waren in diesen zwei Jahren nicht glücklich über ihr überschwemmtes Ackerland!

Per Dekret verfügte am 22. März 1821 die bayerische Regierung die Wiederherstellung auf Staatskosten.
Die Reparaturarbeiten zogen sich bis 1839 hin, befahrbar jedoch war der Kanal ab April 1823.

Mit der Rheinbegradigung  nach Tulla wurde es für grössere Schiffe möglich den Rhein zu befahren. Diese Schiffe mit einer Tragkraft von 150 – 200 t konnte der Kanal nicht tragen. Dies zeigte sich aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis dahin konnte der Kanal den Schiffsverkehr bewältigen. Die Einfuhr bestand in dieser zeit im wesentlichen aus Baumaterial (Holz, Sand, Kies, Steine) und Salz das dem königlichen Hauptsalzamt Frankenthal von der Saline Ludwigshall bei Bad Wimpfen geliefert wurde.
Was nicht in Frankenthal gebraucht wurde, wurde auf dem Landweg nach Kaiserslautern und Zweibrücken transportiert.

Ausgeführt wurde vor allem Tonerde, Wein und als wichtigstes Transportgut Kohle von der Saar.

Nach 1870 war der Niedergang des Kanals unverkennbar und drückte sich in sinkenden Umschlagszahlen aus.
Nur ein grundlegender Umbau hätte daran noch etwas ändern können.
1896 wurde im bayerischen Landtag überlegt den Kanal einfach zuzuschütten.

Nach dem ersten Weltkrieg ging der Kanalverkehr weiter zurück. Dadurch wurde die Instandhaltung immer teurer, der Kanal verschlammte immer mehr, vor allem im Sommer wurde er zur schmutzigen Kloake, zum „Stinkekanal“.
Mit den Luftangriffen im zweiten Weltkrieg wurden auch die Hafenanlagen getroffen. Das Lagerhaus wurde 1943 zerstört.

Das letzte, mit Zement beladene Transportschiff befuhr den Kanal 1944.

Nach dem Krieg war an eine Wiederherstellung nicht mehr zu denken. Das Hafenbecken wurde 1954 mit Trümmerschutt verfüllt,
der Kanal jedoch blieb als Rinnsal noch bis Ende der 60er Jahre erhalten.
Seit 1969 wurde er im Zuge der neuen Verkehrsführung teilweise überbaut, zur Grünanlage umgewandelt, streckenweise noch erkennbar.

Die Ausmündung ist inzwischen völlig vom Landeshafen überdeckt.

Der Frankenthaler Kanal besteht nicht mehr.

 

                                                       Der Hafen des Frankenthaler Kanals, Gemälde von J. Goetzler, um 1830
                                                                                Der Hafen des Frankenthaler Kanals um 1830.

 

                                                                            Die Ausmündung in den Rhein 1958  Die Ausmündung in den Rhein 1958.

 

                                                    Die Kammerschleuse
         Die Kammerschleuse
              Rechts das Wirtshaus „Rheinlust“ links das Haus des Oppauer Dammeisters.

  

                                                                                                                  Die schwarze Brücke um 1930.
                                                                                      Die schwarze Brücke um 1930

                                         Die Verladung der Glocke für den Kölner Dom
                               Die Verladung der für den Kölner Dom bestimmten Kaiserglocke im Frankenthaler Hafen 1875.

 

                                                 Die Rheinbegradigung zwischen Ludwigshafen und Frankenthal
                                                           Die Rheinbegradigung zwischen Ludwigshafen und Frankenthal.

 

 Treidler am Frankenthaler Kanal um 1930 Treidler um 1930

                                                                                                                                        Rheinschiff um 1800
                                                                                            Rheinschiff um 1800 

                              Entladung eines Zuckerschiffes 
                                                    Entladung eines „Zuckerschiffes“ im Kanalhafen

 

 Der Hafen um 1910
 Der Hafen um 1910

 

Diese Seite habe ich mit Hilfe des Heftes “Der Frankenthaler Kanal” von Peter Ruf, herausgegeben vom Stadtarchiv Ludwigshafen erstellt.
Ich danke Herrn Ruf für die Erlaubnis dieses Heft zu nutzen.